Bisherige Ereignisse...
Nicht ohne Eile zog eine kleine Kolonne von berittenen Soldaten den Rhein nach Süden entlang. Angeführt wurden sie von Hagen von Wolkenburg, welcher in voller Rüstung auf seinem Pferd saß und seinen Blick fest nach Süden gerichtet hatte. Der Krieg in Flandern war nun vorbei, der Verräter Johann von Arras war gefasst und würde seine gerechte Strafe erhalten. Zudem hatte Burgund nun einen neuen König und es bestand nun die reale Chance, dass es für lange Zeit Frieden in Burgund geben sollte. Dies erfüllte Hagen mit tiefer Zufriedenheit. Ruhm, Gold, Titel und Ehrungen hatten aber andere für diesen Feldzug erhalten. Hagen war, wie es ihm am liebsten war, im Hintergrund geblieben. Nur kurz hatte ihn dies betrübt und einen fahlen Beigeschmack hinterlassen, doch nun überwog die Vorfreude auf das Wiedersehen. Wiedersehen mit der Wolkenburg, seinen Leuten und Freunden. Und natürlich mit Felidia. Diesem Wiedersehen fieberte am meisten entgegen. Da auf einmal sprang der weiße Fels der Wolkenburg über den Horizont und das Herz des einfachen Ritters machte einen Sprung, als er seine Heimat sah. Er gab seinen Pferd sachte die Sporen und sprengte voraus, schnell kam die anmutige Feste näher. Sein Herz jubelte schließlich, als er glaubte, auf den Zinnen einen bekannten, aber so lange vermissten roten Haarschopf zu sehen. Vergessen waren die schlechte Gedanken, dass sein Dienst nicht anerkannt wurde. Seine wahre Belohnung wartete auf ihn und es machte Hagen glücklich. Schon bald würde er seine Liebste in seine Arme schließen und gemeinsam mit ihr auf dem Söller der Wolkenburg über den Rhein schauen. Nichts hatte er mehr ersehnt als dies. Keine größere Belohnung gab es für den einfachen Mann, als nach Hause zu seinem Heim und seinen Liebsten zu kommen. Hagen von Wolkenburg gab seinem Pferd abermals die Sporen und mit einem glücklichen, fast schon übermütigen Jauchzer jagte er seinem Heim entgegen.
Hagen saß in seinem Arbeitszimmer und wälzte die Bücher. Alles war, wie nicht zu erwarten, in bester Ordnung. "Die Geschäfte liefen ja richtig gut, Bertrand", meinte er zu seinem Kämmerer, der ihm gegenüber saß. "Ohja, dummerweise ist Krieg gut fürs Geschäft." Der Ritter nickte und nahm sich einen Stapel Briefe vor, der gebündelt auf seinem Schreibtisch lag. Nachdem er diese durchgelesen hatte, schaute er verwundert zu seinem Freund auf. "Die Händler und Handwerker wollen bleiben?" Bertrand zuckte mit den Schultern. "Zumindest ein guter Teil von ihnen. Wer will es ihnen verübeln? Direkt an einem sehr gut ausgebauten Hafen, im Schutz einer Burg und sehr guten Lagermöglichkeiten. Da wundert es mich nicht, dass einige hier ihr Glück versuchen wollen." "Was durchaus auch ein Gewinn für das Lehen wäre", ergänzte Hagen. "Ich werde mit dem Herzog darüber sprechen und auch die Zünfte informieren. Mal sehen, was sich da machen lässt." Dann schob er eine Liste über den Tisch. "Derweilen kümmere Dich darum, dass dies hier für einen Transport zusammen gestellt wird, Bertrand." Der Kämmerer schaute auf die Liste. "Eine Versorgungslieferung? Mehl, Holz, Ziegel, Leinen? Und... warum das Gold aus Deiner eigene Tasche? Der Krieg ist doch vorbei." "Ja, das stimmt, aber der Winter steht vor der Tür, Flandern ist abgebrannt durch den Krieg. Es wird ein sehr harter Winter für das Volk werden. Daher werde ich noch einmal nach Flandern reisen und die Güter dort verteilen. Achja... und ich möchte, dass Du folgende Dinge noch umsetzt: Als erstes nutze für jeden Sack Getreide oder Mehl, welcher am Hafen vorbeikommt das Stapelrecht und kaufe es. Wenn nötig auch aus meiner eigenen Schatulle. Wir werden in Flandern jeden Leib Brot brauchen. Dann prüfe bitte die Bestände unserer Lagerhäuser, was wir noch entbehren können. Und sicherlich bleibt vom Heerzug noch etwas an Versorgungsgüter über, das stellen wir auch zusammen." Er seufzte. "Wir können zwar nicht alleine die Not in Flandern lindern, aber ich bin mir sicher, dass der König und die Herzöge auch helfen werden." Bertrand nickte. "Und Du bist sicher, dass Du persönlich wieder nach Flandern willst." Der Ritter nickte. "Sicher, jemand muss ja die Verteilung beaufsichtigen. Es soll dort ankommen, wo es wichtig ist und gebraucht wird. Außerdem..." Er lächelte. "Außerdem bekomme ich da noch ein Schaf."
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